Entstehung der Kongregation

Entstehung der Kongregation

1842 entschlossen sich in Neisse / Schlesien (heute polnisch Nysa) vier Frauen (Clara Wolff, Maria und Mathilde Merkert, Franziska Werner), ein religiöses Leben zu führen und ambulant Kranke in deren Wohnungen zu pflegen. Daraus entwickelte sich die Kongregation der Schwestern von der heiligen Elisabeth, die der Breslauer Fürstbischof Heinrich Förster 1859 anerkannte. 1887 wurde die Kongregation durch die päpstliche Bestätigung zu einer Gemeinschaft päpstlichen Rechts.

Das Mutterhaus befand sich zunächst in Neisse, wurde aber 1890 nach Breslau verlegt. Aufgrund der Vertreibung der deutschen Schwestern kam es nach dem Zweiten Weltkrieg nach Reinbek bei Hamburg. Um der internationalen Ausrichtung der Schwesterngemeinschaft besser Rechnung zu tragen, nahm die Generalleitung 1974 ihren Sitz in Rom.

Die Tätigkeitsgebiete weiteten sich im Laufe der Zeit aus. Neben die Krankenpflege trat die Fürsorge für Kinder und alte Leute, die Betreuung von Frauen in Notsituationen, Gemeindearbeit und Katechese und der Unterricht in Schulen.

Die Gemeinschaft wuchs sehr rasch. Aus den vier Schwestern des Jahres 1842 waren 1875 bereits 468 geworden. Nach einem Rückgang aufgrund des Kulturkampfes stieg die Schwesternzahl um 1900 auf fast zweitausend und erreichte 1939 vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs ihren höchsten Stand mit über 4.800 Schwestern.

Die Mitgründerin Maria Merkert

Maria Merkert ist Mitgründerin der Kongregation der Schwestern von der heiligen Elisabeth. Sie wurde am 30. September 2007 in Nysa (Neisse/Schlesien) seliggesprochen.

Maria Merkert wurde am 21. September 1817 in Neisse geboren. Am 27. September 1842 schloss sie sich mit Clara Wolff, Franziska Werner und ihrer Schwester Mathilde Merkert zu einer privaten religiösen Gemeinschaft zusammen, um auf eigene Kosten ambulant Kranke in deren Wohnungen zu pflegen.

Nach einigen Jahren traten die ersten sogenannten "Grauen Schwestern" in das Noviziat der Borromäerinnen ein, verließen diese Gemeinschaft jedoch wieder, da sie dort die ambulante Krankenpflege, in der sie ihre eigentliche Berufung sahen, nicht nach ihren Vorstellungen verwirklichen konnten.

Gemeinsam mit Franziska Werner begann Maria Merkert am Fest der heiligen Elisabeth, dem 19. November 1850, erneut mit der ambulanten Krankenpflege in Neisse.

Nach der kirchlichen Anerkennung der Schwesterngemeinschaft am 4. September 1859 wurde Maria Merkert zur ersten Generaloberin gewählt.

Sie starb am 14. November 1872 im Alter von 55 Jahren. Ihre sterblichen Überreste befinden sich heute in einer Seitenkapelle der St. Jakobus-Kirche in Nysa (Neisse).

St. Elisabeth

Königskind

Im Sommer 1207 kommt Elisabeth als Tochter des ungarischen Königspaares Andreas II. und seiner Gemahlin Gertrud auf der Burg Sárospatak zur Welt.

Meister Klingsor – ein fahrender Sänger – weissagt dem Landgrafen Hermann von Thüringen: „Ihr sollt wissen fürwahr, dass meinem Herrn, dem König von Ungarn ein Tochter geboren wird in dieser Nacht, die wird Elisabeth genannt und eine Heilige werden. Sie wird dem jungen Fürsten, des Landgrafen Sohn, zum Weibe angetraut werden, und durch ihr lobsames, heiliges Leben soll die ganze Welt getröstet werden und besonders dieses Land.“

Verhandelte Braut

Im Zuge politischer Dynastie-Ehen wurde Elisabeth vom ungarischen Königshaus dem mächtigen Thüringer Landgrafen Hermann für seinen Erbprinzen versprochen.

1211 wurde die erst 4jährige Prinzessin in einem königlichen Brautzug unter Ehreneskorte von Pressburg über Prag und Nürnberg nach Eisenach geleitet. Unterwegs nahm das Volk allenthalben Anteil und bestaunte das spektakuläre Ereignis.

Am Georgentor in Eisenach nahm der Landgraf das Kind auf die Arme und dankte Gott, dass alles so gekommen sei, wie er es sich ausgedacht habe.

Das Kind aus dem Land der Magyaren

Elisabeth wuchs unkompliziert, kontaktfreudig  und temperamentvoll  mit den Kindern des Landgrafen in deren Umgebung auf. Kindlich fromm und temperamentvoll widerstand sie jedoch mehr und mehr der höfischen Etikette und blieb die kleine eigenwillige Ungarin. Der Tod ihrer Mutter 1213, der des Erbprinzen Hermann II.1216  und des Landgrafen Hermann I 1217, waren dunkle Schatten, die sich nunmehr  in der Frage verdichteten: Soll die Ausländerin nicht doch wieder abgeschoben werden?!

Landgräfin, Gattin, Mutter, Witwe

Im Januar 1221 gaben sich Ludwig und Elisabeth vor Gott  das Jawort in der Georgenkirche zu     Eisenach. Drei Tage lang wurde auf der Burg und in der Stadt die Hochzeit mit Turnier, Tanz und mittelalterlichem Pomp gefeiert. Im Gegensatz zur Untreue in den damaligen politischen Adelsehen liebten sich Ludwig und Elisabeth herzlich und vertrauten einander in guten wie in schweren Tagen. Der Landgraf soll zu einem „Angebot“ auf Reisen gesagt haben: „Selbst wenn Ehebruch keine Sünde wäre, würde ich doch durch dergleichen meine Elisabeth nicht betrüben wollen.“

Elisabeth setzte auf der Wartburg neue soziale Akzente; sie pflegte mit ihrem Gatten am Hofe zu speisen, rührte Lebensmittel ungerechter Herkunft bei Tisch nicht an, kümmerte sich selbst um Kranke und Arme.  Z. Zt. Einer Hungersnot öffnete sie in Abwesenheit des Landgrafen die Getreidespeicher für die Not Leidenden. Verwandte und Hofbeamte reagieren mit blanker Missbilligung. Der vom Reichstag in Italien heimkehrende Ludwig stellte sich hinter sie: „Lasst sie Gutes tun und für Gott geben, was sie mag! Erhaltet meiner Herrschaft nur die Wartburg und die Neuenburg.“

Elisabeth schenkte Ludwig drei Kinder.

Hermann 1222, Sophie 1224, Gertrud 1227.

Mit Letzterer war sie schwanger, als Ludwig sich von ihr zum Kreuzzug verabschiedete. Noch in Italien erlag er 1227 in Otranto 27jährig dem Fieber. Als Boten zum Zeichen seines Todes Ludwigs Siegelring brachten,  holte man die Alt-Landgräfin, dass sie ihrer Schwiegertochter diese Nachricht vermittle. Elisabeth war vor Schmerz  fassungslos und irrte durch die Burg: „Tot? Tot? So ist mir die Welt und aller Glanz gestorben.“ Kein Trost und keine Mahnung, an den Willen des Schöpfers zu denken, erreichten sie. Erst Monate später, als sie den Gebeinen ihres Gemahls entgegenzog, kann sie ein Ja und das Gebet ihrer Hingabe an den Willen Gottes sprechen.

Wach und liebesfähig

Schon das ungarische Kind war erstaunlich aufmerksam auf Gott hin. Er hat in Elisabeths Leben immer etwas  zu sagen gehabt und scheint ein Leben lang ihr Tröster und Meister geblieben zu sein. Sie hätte sonst ihre Karrieren nach oben und unten nicht so unbeschadet überstanden. Ihre eigene Identität schien stetig am Bild Gottes und seinem Willen Maß zu nehmen.

Liebe und Leiden schlossen sich nie aus.

Elisabeths Wegweiser

Inmitten der historischen und gesellschaftlichen Gegebenheiten, die Elisabeth prägten, waren u. a. Franz von Assisi und Konrad von Marburg Menschen, die ihr den Weg wiesen und sie ermutigten ganz auf Gott zu setzen.

Franziskus kam ihrem Streben entgegen, aus allem Reichtum auszusteigen und den Armen nach der Botschaft Jesu, Würde, Recht und Hilfe zu verschaffen. Er begeisterte sie.

1224 holte sie seine Brüder nach Eisenach.

Konrad von Marburg scheint dagegen nicht in ihr Leben zu passen. Als gelehrter Magister, der Armutsbewegung zugewandt, findet er

Zugang zum Wartburger Hof und wird Elisabeths Beichtvater.

Seine düstere Seite: Der Kreuzugsprediger und Großinquisitor wird in Elisabeths Leben

zum Zuchtmeister; aber auch zum Vertreter ihrer Witwenrechte. Elisabeth wächst unter seiner

Leitung über sich hinaus und reift in einer faszinierenden inneren Freiheit zu einem Menschen, der Gottes Bild entspricht.

Elisabeth - nach Ludwigs Tod

Ihr bisheriger Lebensstil mit der Option für die Armen wurde nunmehr auf der Burg nicht mehr geduldet und so geriet sie ins Fadenkreuz ihrer Gegner, besonders ihres Schwagers Heinrich Raspe.  Gemobbt,  freiwillig  oder vertrieben, verließ die junge Mutter mit ihren drei Kindern die Burg. Die Eisenacher fürchteten sich vor den  neuen Burgherren und wiesen sie von der Tür – ein Stall oder Schuppen waren eine notdürftige Zuflucht. Doch im Innersten vernahm sie die Zusage Gottes und war von großer Freude erfüllt.

Ihre Verwandten - Äbtissin Mathilde in Kitzingen und Bischof Eckbert von Bamberg – mühten sich für sie um eine standesgemäße Zukunft. Die  Einladung Elisabeths auf die Burg Pottenstein sollte die Verbindung mit dem verwitweten Kaiser Friedrich II. vorbereiten. Elisabeth widersetze sich verblüffend und sie war ernst zu nehmen: „Eher schneide ich mir die Nase ab!“

Zielstrebig folgte die ehemalige Landesmutter ihrem religiösen Instinkt, als Arme unter Armen zu leben. Wie Franziskus als Bettlerin von Haus zu Haus zu gehen, hatte ihr „Meister Konrad“ verboten. Mit einigen Rittern aus der Gefolgschaft Ludwigs hatte er sich für das Witwengut Elisabeths und ihre Kinder eingesetzt. Somit war der gestrenge Magister nicht nur ihr geistlicher Leiter, sondern auch zum Verwalter ihrer Güter bestellt. Gott hatte ihr diesen düsteren Begleiter zugemutet. Für Hermann, Sophie und Gertrud war an eine standesgemäße Zukunft zu denken. Elisabeth als Arme musste sich deshalb von ihren Kindern trennen.

1228 war in Marburg ihr Hospital  fertig; Dort pflegte sie mit ihren Gefährtinnen Guda und Isentrud wie jede mittelalterliche „Spitalmagd“ die Ausgestoßenen und Kranken; lebte und betete mit ihnen. Ihre beiden treuen Vertrauten ersetzte Meister Konrad durch zwei unliebsame zänkische „Weiber“.

Der düstere Asket hatte neben einsichtigen Regeln ein hartes Programm für ihren Weg.

Zugefügte Leiden, Demütigung und üble Nachrede überstand sie wie: „Schilf vom Wasser überflutet und gebeugt, das sich nach kurzer Zeit gestärkt und erfrischt wieder erhebt. “

Schon zu Lebzeiten war nicht zu übersehen, dass Gott ihr im Gebet sehr nahe gewesen war und sie tröstete. Bewusst und gut vorbereitet erwartete sie ihren Heimgang, verschenkte jegliche Habe an die Armen und traf Anordnungen für ihr Begräbnis.

Von ihren Vertrauten verabschiedete sie sich mit den Worten: „Nun ist die Stunde gekommen, da der allmächtige Gott seine Freunde zu sich rufen wird.“  In der Morgendämmerung des

17. November 1231 gibt sie ruhig – fast heiter –

ihr 24jähriges Leben dem Schöpfer zurück.

Gottes (h)eilige Botin

Wie ein Lauffeuer verbreitete sich der jungen Landgräfin Tod in Palästen und Hütten. Sie, die um der Liebe Jesu willen so viele Tabus gebrochen hatte, wird spontan als Heilige verehrt.

Papst Gregor VII. hat sie bald - am 27.5.1235 - in Perugia „zur Ehre der Altäre“ erhoben.

Unzählige Menschen sollen sich ein Jahr darauf - am 1.5.1236 - zur liturgischen Feier im Lahntal gedrängt haben. Friedrich II. – barfuß und im Büßergewand – schultert mit anderen Würdenträgern den Sarkophag und legt eine Krone nieder.

Ihr Schrein in der Marburger Elisabeth-Kirche wurde bis 1540 aus unterschiedlichsten Gründen aller sterblichen Überreste beraubt.

Des ungeachtet bezeugt ihre anhaltende weltweite Verehrung, dass die Menschen aller Zeiten spürten und wussten: Die Liebe ist stärker als der Tod und bleibt in Zeit und Ewigkeit.

Text: Schw. M. Gisela Schönfelder