30 Jahre Alimaus

ALIMAUS?

Wer den Namen hört, fragt: Was bedeutet das denn? Ist das ein Kosename? Ja, ich glaube, das ist wirklich ein Kosename. Wer wird denn so genannt und von wem?

Die Alimaus ist eine Einrichtung, in der Menschen in Not Hilfe finden können. Die Idee dazu hatte Gott und der Weg zur tatsächlichen Hilfe hier in Hamburg ging über das Herz eines jungen Mädchens, das mit offenen Augen durch die Welt ging. Alexandra sah die Not von vielen jungen Menschen am Hamburger Hauptbahnhof. In Drogenabhängigkeit waren sie geraten. Waren sie nicht selber schuld an ihrem Elend? Schließlich hatten sie es ja in der Hand, auf das „Gift“ zu verzichten. Das war doch ganz klar! Wer wusste schon, wie schwierig es war, Sucht zu überwinden?

 „Warum tut ihr in der Kirche nichts, um ihnen zu helfen?“ fragte Alexandra ihre Mutter, die Gemeindereferentin in der katholischen Pfarrgemeinde St. Ansgar in Hamburg Niendorf war. Was konnte man tun? Gabriele Scheel wusste es auch nicht, wie viele andere. Man ging den Süchtigen aus dem Weg.

Dann wurde Alexandra krank und starb kurz vor ihrem 18. Geburtstag. Gabriele trauerte. Sie konnte Alexandras Tod nicht annehmen. Immer wieder hörte sie ihre vorwurfvolle Frage: Warum tut ihr in der Kirche nichts für die Drogenkranken?  

Ja, und eines Tages stand Gabriele Scheel zusammen mit ihrem Pfarrer Alfons Rothert am Hauptbahnhof und fragte: „Was kann man für euch tun?“ Die Antwort: „Wir haben Hunger!“

Was Gott daraus machte, können wir heute sehen. Die Alimaus ist nicht nur ein Aufenthaltsraum und Essensausgabe. Da sind auch Nobis Bene, die medizinische Hilfe und Versorgung, die Kleiderkammer Don Alfonso, und die Möglichkeit zu Gespräch oder Beratung.

Das Wort Jesu: „Was ihr dem Geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“ (Mt 26,40) galt schon immer und gilt auch heute für alle, die in der Alimaus tätig sind. Es hat Bedeutung für unseren Umgang mit den Bedürftigen. Wir wollen nicht nur ihrer materiellen Not abhelfen, sondern ihnen Respekt und Wertschätzung entgegenbringen, mit anderen Worten: Ihnen etwas von ihrer verloren gegangenen Würde wiedergeben.

Es ist wichtig, diese christliche Grundhaltung im Dienst an den Bedürftigen zu kennen und zu bewahren. Sie ist der Grund dafür, dass wir hier sind, dass wir diese Arbeit tun.

Besonders wichtig ist, dass alle die Leitungs­aufgaben haben, diese christliche Grundhaltung tief verinnerlichen.

Sie gilt auch für den Umgang aller in der Alimaus Tätigen miteinander. Respekt und gegenseitige Anerkennung, Freundlichkeit und Geduld tragen dazu bei, dass wir als kirchliche Einrichtung erkennbar sind. Wir sind kein Club von netten Leuten, sondern unsere Grundlage ist der Glaube an Gott. Unser Tun ist Erfüllung des Willens Gottes.

Am 10. Mai dieses Jahres besteht die Alimaus 30 Jahre. Viel Gutes ist in diesen 30 Jahren geschehen. Wir haben im Laufe der Jahre auch Schwierigkeiten erlebt, es gab Probleme in der Zusammenarbeit, manchmal war Ebbe in der Kasse und wir wussten nicht, wo das nötige Geld herkommen sollte. Dass die nötige Hilfe immer wieder kam, manchmal im „letzten Augenblick“, hat in uns die Überzeugung bestärkt, dass Gott die Alimaus auch heute will und sie so lange bestehen lässt, wie er sie braucht.

So bitten wir um Gottes Segen für die Menschen, die unsere Hilfe brauchen, und für alle, die sich gemeinsam in der Alimaus für andere einsetzen. (Um im Bild zu bleiben: Auch heute sieht Gott seine Alimaus liebevoll lächelnd an!)

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Als die Alimaus vor 30 Jahren gegründet werden sollte, fragte Frau Scheel mich, ob wir Schwestern von der hl. Elisabeth nicht dabei helfen könnten. Beim Gespräch darüber verstanden wir in unsrem Konvent, dass dies eine Aufgabe wäre, die sehr gut zu uns passte. Mutter Maria Merkert hatte darauf gedrungen, dass die Elisabeth-Schwestern immer dort helfen sollten, wo die Not besonders groß war, und sie sagte: „Den Armen darf man nur gute Sachen schenken, nie solche, die wir selbst nicht mehr haben wollen“. Als ich fragte, wer denn mitmachen wollte, haben sich 12 Schwestern gemeldet. Diese zwölf haben mit großer Begeisterung bald zusammen mit Menschen aus der katholischen Pfarrei St. Ansgar in Hamburg-Niendorf die Ausgabe von warmem Essen an Drogenabhängige begonnen. Ein Haus hatten wir nicht, aber einen alten Zirkuswagen, Gemeindemitglieder haben ihn schön hergerichtet, er hatte 30 Plätze und war richtig gemütlich.

Bald kamen nicht nur Drogenabhängige, sondern auch andere Bedürftige, um bei uns eine warme Mahlzeit zu bekommen. Heute sind es überwiegend Menschen, die von sehr wenig Geld leben müssen: z.B. Rentner, die nur eine kleine Rente bekommen, Obdachlose oder auch Flüchtlinge.

Die Alimaus ist größer geworden. 1993 haben wir ein schönes Holzhaus nach finnischem Stil gebaut. Etwa 200 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer tun Dienst darin. Wir Schwestern von der hl. Elisabeth haben in all den Jahren Montagnachmittag in der Alimaus die Hungrigen gespeist. Da wir jetzt ja 30 Jahre älter sind, können nur noch wenige von uns in der Alimaus tätig sein. Einige Damen aus unserer Umgebung helfen uns dabei.

Zur Alimaus gehört auch eine Kleiderkammer, eine Abteilung für medizinische und sanitäre Hilfe, und das Angebot von seelsorglichen Gesprächen und Beratung in verschiedenen Bereichen.

Es wäre aus der Geschichte der Alimaus noch viel zu berichten. Eines ist mir ganz klar: Die Alimaus ist ein Werk Gottes. Er hält seine Hand darüber. Ein Zeichen dafür ist ein schönes altes Kreuz. Es hängt im großen Speisesaal. Wer ihn betritt, steht dem Herrn des Hauses gegenüber.

Er heißt JESUS CHRISTUS.

 

1.4.2023      Schwester M. Barbara Hellmann